Kategorie-Archiv: Lost Places

Was vom Wohnen übrig bleibt

Harkenberg

 
In den Adern des Holzes sehe ich Gesichter,
das Ticken der Wanduhr ist wie ein Lied,
die Dinge um mich bilden ein Muster,
das mich unbeweglich umgibt.
 
In diesen Räumen liegt sich’s bequemer,
als irgendwo anders zuvor.
Alles um mich wird angenehmer,
ich habe ein leises Summen im Ohr.
 
Hier aus dem Dunkeln schauen zwei Augen,
und ihr Blick ist finster und schön.
Ich merke es genau, doch kann es kaum glauben,
wir werden verwundet durch das, was wir sehen.
 
In diesen Räumen liegt sich’s bequemer,
als irgendwo anders zuvor.
Alles um mich wird angenehmer,
ich habe ein leises Summen im Ohr.
 
Die Dinge um mich bilden ein Muster,
das mich unbeweglich umgibt.

Dort aus dem Dunkeln schauen zwei Augen,
und ihr Blick ist finster und schön.
Ich merke es genau, doch kann es kaum glauben,
der Kampf, den wir führen muss weitergehen.
 
Tocotronic
 
 

St. Nikolaus

Besenrein

Die Arbeit „Besenrein“ zeigt leer stehende Wohnräume. Einige Wohnungen sind gerade erst verlassen worden, andere stehen schon längere Zeit leer. Aber in allen haben Menschen gelebt, und haben nach ihrem Auszug Spuren zurückgelassen.
Auch wenn einst bewohnte Räume auf den ersten Blick leer erscheinen, entdeckt man bei genauerer Betrachtung immer mehr Hinweise und Zeichen, die von früheren Bewohnern erzählen.
Tapeten blättern von den Wänden, es sind Löcher von Schrauben oder Nägeln zu sehen, mit denen einst etwas an der Wand befestigt war. Einige Möbelstücke waren wohl zu schwer oder zu gut an der Wand verschraubt, um sie bei einer lange zurück liegenden Renovierung beiseite zu räumen: es wurde einfach um sie herum gestrichen oder tapeziert.Auch scheint der Auszug gelegentlich dazu genutzt worden zu sein, sich von Dingen zu trennen, für die in der neuen Wohnung kein Platz mehr ist – die Vorhänge aus den 70er Jahren, ein Stuhl, der vor Jahren schon zum Speermüll sollte.
Die Wände um Lichtschalter oder Steckdosen weisen darauf hin, dass die suchende Hand tausende Male daneben gegriffen hat, bevor sie ihr Ziel fand, die Wärme der Glühbirnen in Deckenleuchten oder Wandstrahlern haben in stundenlanger Arbeit ihre direkte Umgebung geschwärzt.
All dies zeigt, dass die Menschen viel Zeit in ihrer Wohnung verbracht haben und durch das andauernde Leben in den Räumen diesen ihren ganz persönlichen Stempel aufgedrückt haben – sie haben sich dadurch ihr Wohnumfeld zu Eigen gemacht. Etwas vom Charakter, der Persönlichkeit, den Eigenarten der früheren Bewohner ist auch jetzt noch erkennbar, auch wenn es eventuell schon Jahre her ist, dass sie die Räume betreten haben.

Mit dieser Arbeit habe ich 2006 mein Diplom als Fotodesignerin an der FH Dortmund gemacht.

Ausgeschaltet – nichts geht mehr

Bei der Fotosafari in der alten Fleischfabrik vor einiger Zeit habe ich versucht, abseits der bekannten und beliebten Fotomotive vor Ort andere, neue Bilder zu finden- und habe die vielen Schalter und Steckdosen entdeckt.

Einige davon sind offensichtlich von der Stromzufuhr abgekappt, andere versuchen sich in zwischen abblätternden Tapeten festzuhalten. Insgesamt bieten sie einen ebenso traurigen wie auch malerischen Einblick in die immer mehr verfallenden Fabrikhallen.

Tuchfabrik Scheidt- ein Blick hinter die Kulissen

Während der Ausstellung im Kunstraum der Scheidt`schen Hallen habe ich die Gelegenheit genutzt, einen kleinen Erkundungsgang durch die nicht öffentlich zugänglichen Bereiche der alten Tuchfabrik Scheidt zu unternehmen. Die meisten Räume stehen leer, aber in einigen finden sich noch Hinweise auf die frühere Nutzung, hier und da hängt ein einsames Waschbecken an der Wand, alte Maschinenteile liegen in der Ecke. Die Vergangenheit hat Spuren hinterlassen und füllt die verlassenen Hallen.

Alte Fleischfabrik in Berlin

Die alte Fleischfabrik aus DDR Zeiten habe ich schon vor längerer Zeit besucht- die erste Fototour mit den Jungs von go2know, die Fotoexkursionen in verschiedene leerstehende, ansonsten unzugängliche Gebäude in und um Berlin anbieten.

Zu der Tour habe ich meine lange nicht genutzte Mamiya RZ mitgenommen, um endlich mal wieder auf Mittelformat-Film zu fotografieren. Was soll ich sagen: es war super! Die Motivwahl ist doch ganz anders mit der Mittelformatkamera, und der Auslöse-Finger ist nicht ganz so flott, wenn auf Film aufgenommen wird 🙂

Allerdings sind die entwickelten Filme danach ein wenig in Vergessenheit geraten. Ich habe zwar alle Filmstreifen mit dem heimischen Scanner mehr schlecht als recht eingescannt, als Kontaktbogen, aber danach wanderten sie ins Regal. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich einige Bilder im Fachlabor vergrößern lasse, oder ob ich die Negative noch mal professionell scannen lassen sollte, um sie selber weiterzuverarbeiten…

Und dann fielen mir beim Durchforsten des Archivs die kleinen Scans in die Hand- und plötzlich war ich ganz fasziniert von den verfremdeten Farben und der „antiken“ Anmutung.

Was meint ihr dazu?

Haus der Offiziere – Fototour in Berlin

Das Haus der Offiziere in Wünsdorf bei Berlin steht seit dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte 1994 leer. Erbaut in der Kaiserzeit als Militärstandort übernahmen zwischenzeitlich die Nazis, bis nach Ende des 2. Weltkriegs die Sowjets hier das Kultur- und Vergnügungszentrum der „Verbotenen Stadt“,  des größten sowjetischen Militärstandorts außerhalb der SU, einrichteten.Eigentlich ist dieser Gebäudekomplex nicht zugänglich, aber mit einer go2know Fototour hatte ich die Möglichkeit, die leeren Gebäude zu erkunden. Viele Räume sind einfach leer und verfallen nach und nach, aber es lassen sich immer wieder Hinweise auf die wechselhafte Geschichte finden- sehr spannend!